zwookaffee zurück in guatemala
zwookaffee zurück
in guatemala

autor: Frederik Baumann

Im November des vergangenen Jahres haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, welche Ernte wir dieses Jahr begleiten und welche Partner:innen wir besuchen möchten. Nachdem wir im Mai desselben Jahres auf Einladung unseres Handelspartners Ocafi auf deren Fazendas eingeladen und so die Produzent:innen hinter unserem brasilianischen Arabica der Fazenda Matao persönlich kennenlernen durften, war für uns klar, dass es dieses mal wieder nach Guatemala gehen würde.
 
Wir freuten uns tierisch, nach 5 langen Jahren Covid-Zwangspause Miguel und das Team rund um Manos Campesinas und die Kooperative ADENISA wiederzusehen. Seit unserem Start vor mehr als dreieinhalb Jahren beziehen wir ihren Kaffee, der in dieser Zeit nicht nur zu unserem Herzensprojekt, sondern auch mengenmäßig zu einem unserer wichtigsten Kaffees geworden ist.

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In Vorgesprächen mit unserem Importpartner, dem Düsseldorfer Verein progua, zeichnete sich bereits im Vorfeld ab, dass aus der einfachen Idee, unsere guatemaltekischen Partner:innen wiederzusehen und sich gegenseitig über das laufende Geschäft auf aktuellen Stand zu bringen, eine Reise mit größeren Zielen werden würde.
Container- und Logistikpreise sind in den letzten 2 Jahren erheblich gestiegen und werfen derzeit große Zweifel an der Umsetzbarkeit eines diesjährigen Kaffeeimports auf. Der Import ist nicht nur wichtig für unsere eigene Rohkaffeeversorgung, sondern auch von großer Bedeutung für unsere Partnerkooperativen in Guatemala, wie wir im Verlauf dieses kleinen Berichts erfahren werden.
 
Ich habe dieses Mal versucht, den Artikel etwas kürzer zu halten, als es mir beim Bericht über unsere Reise nach Brasilien gelungen ist. Wir möchten dir gerne einen kleinen Überblick darüber geben, was wir in Guatemala gemacht und erlebt haben. Aus zahlreichen Gesprächen mit all unseren Partner:innen vor Ort entstehen gerade eine Handvoll großer Projekte, über die wir zu gegebener Zeit noch ausführlicher berichten werden.
Um Bildmaterial zu sammeln und unserer Rolle als Sprachrohr unserer Kaffeepartner:innen gerecht zu werden, haben wir unseren Freund Elias Müller, ein begnadeter Video- und Fotograf und gleichzeitig großer Kaffeefreund, eingeladen, uns nach Guatemala zu begleiten.
Seine Aufnahmen werden in den kommenden Wochen fertiggestellt.
                           
 
                    manos campesinas
 
In Guatemala wurden wir von Manos Campesinas betreut.
Manos Campesinas ist unser Exportpartner vor Ort in Malacatàn (San Marcos) und Guatemala Stadt. Unter ihrem Dach vereinen sich insgesamt mehr als 15 Kooperativen, deren Rohkaffees sie kaufen und vertreiben. Ihre Rolle im Handel ist es, den Kaffees einen Markt zu verschaffen und Partnerschaften mit internationalen Abnehmern zu schließen, um für die Produzent:innen bestmögliche Preise für ihre Kaffees zu erzielen. Außerdem übernehmen sie Coachings, Qualitätskontrollen, das Sortieren, Verpacken und die Logistik bis zum Export der Rohkaffees. Das Team von Manos Campesinas hat uns während der ganzen Reise begleitet. Der Austausch mit ihnen ist besonders wertvoll für uns, da sie über sehr viel Erfahrung im Kaffeehandel und -anbau verfügen, die wir mit unserem Wissen um das Rösten und unserer Nähe zu Endkonsument:innen ergänzen und wir so gemeinsam mit den Kooperativen Strategien zur Verbesserung ihrer Marktposition entwerfen können.
 
 
 
                    kooperativen
 
Kooperativen sind Zusammenschlüsse von kleineren Kaffeefarmer:innen, die ihre Ernten zusammenlegen, um mit einer größeren Gesamtmenge einen Marktzugang zu erzielen. Gleichzeitig sind Investitionen in neue Aufbereitungs- und Verarbeitungsanlagen gemeinsam leichter zu tätigen. Eine Kooperative bietet ihren Mitgliedern vor allem Preissicherheit in Phasen besonders niedriger Kaffeepreise. Sie kämpfen allerdings auch in Phasen hoher Kaffeepreise gegen die Konkurrenz so genannter Kojoten, die den Kooperativen zuvorkommen und den Farmer:innen niedrige, aber bar auf die Hand bezahlte Preise für ihre Kaffeekirschen anbieten. Sie unterwandern die sensible, aber auf nachhaltige, sichere und wachsenden Kaffeeanbau ausgerichtete Politik der Kooperativen-Struktur. Diese Politik sieht auch vor, dass kein Farmer seine Kaffees (beispielsweise weil er eine besonders hohe Qualität erzielt oder eine andere Aufbereitungsart wählen möchte) isoliert vom Gesamt-Kaffee der Kooperative vermarktet. Die Kooperative ist eine gemeinnützige Assoziation, die nur über den Gemeinschaftsgedanken funktioniert.
 
Und genau das hat uns in allen drei Kooperativen richtig beeindruckt: Der gelebte Zusammenhalt, der sich in regelmäßigen Versammlungen, gemeinsamem Gebet und Essen und dem offenen Austausch über Probleme, Erfahrungen und den Verlauf der Ernte manifestiert. Es hat uns stolz gemacht, dass wir, wenn auch leider meist nur für kurze Zeit, als Gäste Teil dieses Austausches sein durften und dass wir gleichzeitig nicht nur herzlich willkommen geheißen wurden, sondern uns zahlreichen, zum Teil kritischen Fragen der Kooperativenmitglieder:innen stellen mussten. Wir sind dankbar über unseren geschäftlichen Austausch auf Augenhöhe und den Wandel in der Position der Kaffeeproduzent:innen. Uns hat auch der Wandel der Frauenrolle in den Kooperativen begeistert. Mehr und mehr Frauen finden sich unter den Kaffeeproduzierenden. Ein Anliegen, dem sich Manos Campesinas und progua verschrieben haben, um das sehr traditionelle Frauenbild in der mexikanisch-guatemaltekischen Region aufzubrechen.
 
 
Während unserer knappen Reisewoche haben wir drei Kooperativen besucht. Den Kaffee der Kooperative ADENISA beziehen wir seit den Anfängen von zwookaffee und mit der Kooperative ADIBA werden wir bald enger zusammenarbeiten. Auf diese beiden möchte ich mich in diesem kurzen Bericht konzentrieren. Die Kooperative Flor de Café durften wir ebenfalls kennenlernen und auch ihre Arbeit und die Menschen haben uns nachhaltig beeindruckt, doch ist hier zunächst keine direkte Zusammenarbeit geplant.
 
 
 
                    kooperative ADIBA, finca buenos aires in san marcos
 
An der Grenze zu Mexiko, in der Region San Marcos, weit abgelegen von der nächsten Stadt (ca 3-4 Stunden Autofahrt über unbefestigte Wege) produziert die Kooperative ADIBA an den Hängen der Finca Buenos Aires bio-zertifizierten Spezialitätenkaffee. Die extreme Isolation macht die 80 Familien des Dorfes stark abhängig von ihrer Landwirtschaft. Ja mehr noch: Sie leben quasi autark. Der Anbau von Kaffee, dessen Qualität in den letzten Jahren beeindruckend zugenommen hat, ist das einzige Erzeugnis, das die Kooperative, der 60 von 80 Familien angehören, verkauft. Weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse dienen nur dem Eigenverzehr. Die Abhängigkeit vom Kaffee ist ein Risiko, aber auch die einzige Möglichkeit, in ihrer Heimat bleiben und sich und ihren Nachkommen dort eine Zukunft aufbauen zu können.
 
Angetrieben von dieser Bedeutung arbeitet progua seit über 20 Jahren mit Manos Campesinas und der Kooperative ADIBA zusammen, um dem Kaffee einen europäischen Markt zu eröffnen. Aus dieser Zusammenarbeit mit progua konnten einige bedeutsame Projekte umgesetzt werden: Der Bau einer Schule und einer Kirche und der Erwerb der bewirtschafteten Landfläche. Dadurch erreichte die Kooperative ihre Unabhängigkeit und gleichzeitig eine Perspektive, das Leben in ihrer Heimat weiter zu gestalten.
Doch trotz dieser Erfolge und trotz der hohen specialty-coffee-Qualität finden noch immer mehr als 25% der Kaffeeernte keinen internationalen Markt und müssen zu einem drittel bis viertel des Preises auf dem lokalen Markt vertrieben werden. Geld, das den Familien fehlt, um weiter in Infrastruktur, medizinische Versorgung und Bildung zu investieren.
Beispielsweise soll ein Lager gebaut werden, das es den Familien ermöglicht, die Kinder auch während der Hochphase der Ernte zur Schule zu bringen, die aktuell in dieser Phase als Zwischenlager genutzt werden muss.
 
Von der gesamten, jährlichen Kaffeernte (ca 35 t Rohkaffee) nimmt progua ungefähr 25% ab. Und diese 25% stehen dieses Jahr aufgrund der hohen Logistikpreise vor dem Aus.
Die lückenlose Zusammenarbeit, aus der die wertvolle Projektarbeit des Vereins entstanden ist, droht zu zerbrechen.
 
Diese Erfahrung hat uns vor Augen geführt: Wir haben die Chance und die Verantwortung, hier mit unserem Kaffeegeschäft einen wertvollen Impact zu erzielen und werden uns dieses Problems annehmen. Wir möchten gemeinsam mit der Kooperative wachsen und ihrem Kaffee einen größeren Markt eröffnen. Wie genau, darüber werden wir schon bald auf allen Kanälen berichten.
 
 
 
 
                    kooperative ADENISA, san pedro la laguna am lago atitlàn
 
Weiter ging es zu unserer Partnerkooperative ADENISA am Lago Atitlàn, in einer relativ touristischen Region Guatemalas gelegen. Der hier produzierte Rohkaffee ist von herausragender Qualität und findet seit über drei Jahren bei uns sowohl in unserem House Blend,
dem elefanten, als auch im hellen single-origin-Espresso, dem tukan, seinen Platz.
 
Der Kaffee wird traditionell gewaschen aufbereitet. Nach dem Entfernen des Fruchtfleisches (Entpulpen) wird er im Wasserbecken über 1- 1 ½ Tagen gewaschen. Das Wasser hierfür beziehen sie aus dem nur 100 Meter entfernten Atitlàn See, während sie das nach dem Waschen mit Fruchtfleisch angereicherte Abwasser zusammen mit dem entpulpten Fruchtfleisch zurück auf die Kaffeefelder geben, als biologischer Dünger. Der Kreislauf der hier produzierten Kaffees ist sehr schlüssig und unterstützt die Nachhaltigkeit der darüber hinaus präzisen Arbeitsschritte, die diesem Kaffee eine hohe Qualität verleihen.
 
Anders als die Kooperative ADIBA liegt ADENISA nicht so isoliert, sondern sehr stadtnah. Die Tourismusnähe führt hier dazu, dass die Kooperative große Schwierigkeiten hat, nachfolgenden Generationen den Kaffeeanbau attraktiv zu gestalten. Die Arbeit in Hotels oder anderen Gewerben ist weithin lukrativer bezahlt. Der Altersdurchschnitt der Farmer:innen der Kooperative liegt daher bei über 60 Jahren.
Außerdem hat Guatemala seit einigen Jahren mit großen Emigrationsbewegungen zu kämpfen. Vor allem junge Leute zieht es in die USA oder Mexiko, wo Löhne und Perspektive rosiger sind. Dies führt nicht selten dazu, dass erhebliche Erntevolumina ausfallen oder statt Pflanzen manuell und organisch zu pflegen auf synthetische Düngemittel zurückgegriffen wird.
Sich dieser Problematik annehmend, arbeiten wir mit Manos Campesinas und der Kooperative zusammen, das Potenzial der Region zu nutzen, den Kaffeeanbau mit Tourismus zu verknüpfen und damit für nachfolgende Generationen lukrativ zu gestalten: Die Kooperative strebt den Aufbau eines Cafés für hochwertigen Kaffeeausschank und touristische Kaffee-Exkursionen von der Pflanze bis zum Getränk an. Ein Potenzial, das auch die Kinder der Produzent:innen für sich entdecken. Eine erste, breite Schulung haben wir dem engagierten Nachwuchs bereits geben können. Weitere und ein Investment in besseres Equipment werden folgen.
 
All die Erfahrungen, die wir in Guatemala machen durften, haben unsere Sicht auf Kaffee und die Menschen, die mit diesem Produkt leben, wieder einmal nachjustiert und für neue Themen geschärft. Wir stecken noch immer in der Verarbeitung all dieser Eindrücke. Es freut uns, dass wir unsere Partnerschaft mit den Kooperativen und Manos Campesinas intensivieren konnten und wir gemeinsame Projekte auf den Weg bringen.
Unsere Vision lebt, vom Kaffee, der Veränderung schafft. impact durch genuss.
autor: Frederik Baumann
Im November des vergangenen Jahres haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, welche Ernte wir dieses Jahr begleiten und welche Partner:innen wir besuchen möchten. Nachdem wir im Mai desselben Jahres auf Einladung unseres Handelspartners Ocafi auf deren Fazendas eingeladen und so die Produzent:innen hinter unserem brasilianischen Arabica der Fazenda Matao persönlich kennenlernen durften, war für uns klar, dass es dieses mal wieder nach Guatemala gehen würde.
 
Wir freuten uns tierisch, nach 5 langen Jahren Covid-Zwangspause Miguel und das Team rund um Manos Campesinas und die Kooperative ADENISA wiederzusehen. Seit unserem Start vor mehr als dreieinhalb Jahren beziehen wir ihren Kaffee, der in dieser Zeit nicht nur zu unserem Herzensprojekt, sondern auch mengenmäßig zu einem unserer wichtigsten Kaffees geworden ist.

mehr...

In Vorgesprächen mit unserem Importpartner, dem Düsseldorfer Verein progua, zeichnete sich bereits im Vorfeld ab, dass aus der einfachen Idee, unsere guatemaltekischen Partner:innen wiederzusehen und sich gegenseitig über das laufende Geschäft auf aktuellen Stand zu bringen, eine Reise mit größeren Zielen werden würde.
Container- und Logistikpreise sind in den letzten 2 Jahren erheblich gestiegen und werfen derzeit große Zweifel an der Umsetzbarkeit eines diesjährigen Kaffeeimports auf. Der Import ist nicht nur wichtig für unsere eigene Rohkaffeeversorgung, sondern auch von großer Bedeutung für unsere Partnerkooperativen in Guatemala, wie wir im Verlauf dieses kleinen Berichts erfahren werden.
 
Ich habe dieses Mal versucht, den Artikel etwas kürzer zu halten, als es mir beim Bericht über unsere Reise nach Brasilien gelungen ist. Wir möchten dir gerne einen kleinen Überblick darüber geben, was wir in Guatemala gemacht und erlebt haben. Aus zahlreichen Gesprächen mit all unseren Partner:innen vor Ort entstehen gerade eine Handvoll großer Projekte, über die wir zu gegebener Zeit noch ausführlicher berichten werden.
Um Bildmaterial zu sammeln und unserer Rolle als Sprachrohr unserer Kaffeepartner:innen gerecht zu werden, haben wir unseren Freund Elias Müller, ein begnadeter Video- und Fotograf und gleichzeitig großer Kaffeefreund, eingeladen, uns nach Guatemala zu begleiten.
Seine Aufnahmen werden in den kommenden Wochen fertiggestellt.
                           
 
manos campesinas
 
In Guatemala wurden wir von Manos Campesinas betreut.
Manos Campesinas ist unser Exportpartner vor Ort in Malacatàn (San Marcos) und Guatemala Stadt. Unter ihrem Dach vereinen sich insgesamt mehr als 15 Kooperativen, deren Rohkaffees sie kaufen und vertreiben. Ihre Rolle im Handel ist es, den Kaffees einen Markt zu verschaffen und Partnerschaften mit internationalen Abnehmern zu schließen, um für die Produzent:innen bestmögliche Preise für ihre Kaffees zu erzielen. Außerdem übernehmen sie Coachings, Qualitätskontrollen, das Sortieren, Verpacken und die Logistik bis zum Export der Rohkaffees. Das Team von Manos Campesinas hat uns während der ganzen Reise begleitet. Der Austausch mit ihnen ist besonders wertvoll für uns, da sie über sehr viel Erfahrung im Kaffeehandel und -anbau verfügen, die wir mit unserem Wissen um das Rösten und unserer Nähe zu Endkonsument:innen ergänzen und wir so gemeinsam mit den Kooperativen Strategien zur Verbesserung ihrer Marktposition entwerfen können.
 
 
 
kooperativen
 
Kooperativen sind Zusammenschlüsse von kleineren Kaffeefarmer:innen, die ihre Ernten zusammenlegen, um mit einer größeren Gesamtmenge einen Marktzugang zu erzielen. Gleichzeitig sind Investitionen in neue Aufbereitungs- und Verarbeitungsanlagen gemeinsam leichter zu tätigen. Eine Kooperative bietet ihren Mitgliedern vor allem Preissicherheit in Phasen besonders niedriger Kaffeepreise. Sie kämpfen allerdings auch in Phasen hoher Kaffeepreise gegen die Konkurrenz so genannter Kojoten, die den Kooperativen zuvorkommen und den Farmer:innen niedrige, aber bar auf die Hand bezahlte Preise für ihre Kaffeekirschen anbieten. Sie unterwandern die sensible, aber auf nachhaltige, sichere und wachsenden Kaffeeanbau ausgerichtete Politik der Kooperativen-Struktur. Diese Politik sieht auch vor, dass kein Farmer seine Kaffees (beispielsweise weil er eine besonders hohe Qualität erzielt oder eine andere Aufbereitungsart wählen möchte) isoliert vom Gesamt-Kaffee der Kooperative vermarktet. Die Kooperative ist eine gemeinnützige Assoziation, die nur über den Gemeinschaftsgedanken funktioniert.
 
Und genau das hat uns in allen drei Kooperativen richtig beeindruckt: Der gelebte Zusammenhalt, der sich in regelmäßigen Versammlungen, gemeinsamem Gebet und Essen und dem offenen Austausch über Probleme, Erfahrungen und den Verlauf der Ernte manifestiert. Es hat uns stolz gemacht, dass wir, wenn auch leider meist nur für kurze Zeit, als Gäste Teil dieses Austausches sein durften und dass wir gleichzeitig nicht nur herzlich willkommen geheißen wurden, sondern uns zahlreichen, zum Teil kritischen Fragen der Kooperativenmitglieder:innen stellen mussten. Wir sind dankbar über unseren geschäftlichen Austausch auf Augenhöhe und den Wandel in der Position der Kaffeeproduzent:innen. Uns hat auch der Wandel der Frauenrolle in den Kooperativen begeistert. Mehr und mehr Frauen finden sich unter den Kaffeeproduzierenden. Ein Anliegen, dem sich Manos Campesinas und progua verschrieben haben, um das sehr traditionelle Frauenbild in der mexikanisch-guatemaltekischen Region aufzubrechen.
 
 
Während unserer knappen Reisewoche haben wir drei Kooperativen besucht. Den Kaffee der Kooperative ADENISA beziehen wir seit den Anfängen von zwookaffee und mit der Kooperative ADIBA werden wir bald enger zusammenarbeiten. Auf diese beiden möchte ich mich in diesem kurzen Bericht konzentrieren. Die Kooperative Flor de Café durften wir ebenfalls kennenlernen und auch ihre Arbeit und die Menschen haben uns nachhaltig beeindruckt, doch ist hier zunächst keine direkte Zusammenarbeit geplant.
 
kooperative ADIBA,
finca buenos aires
in san marcos
 
An der Grenze zu Mexiko, in der Region San Marcos, weit abgelegen von der nächsten Stadt (ca 3-4 Stunden Autofahrt über unbefestigte Wege) produziert die Kooperative ADIBA an den Hängen der Finca Buenos Aires bio-zertifizierten Spezialitätenkaffee. Die extreme Isolation macht die 80 Familien des Dorfes stark abhängig von ihrer Landwirtschaft. Ja mehr noch: Sie leben quasi autark. Der Anbau von Kaffee, dessen Qualität in den letzten Jahren beeindruckend zugenommen hat, ist das einzige Erzeugnis, das die Kooperative, der 60 von 80 Familien angehören, verkauft. Weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse dienen nur dem Eigenverzehr. Die Abhängigkeit vom Kaffee ist ein Risiko, aber auch die einzige Möglichkeit, in ihrer Heimat bleiben und sich und ihren Nachkommen dort eine Zukunft aufbauen zu können.
 
Angetrieben von dieser Bedeutung arbeitet progua seit über 20 Jahren mit Manos Campesinas und der Kooperative ADIBA zusammen, um dem Kaffee einen europäischen Markt zu eröffnen. Aus dieser Zusammenarbeit mit progua konnten einige bedeutsame Projekte umgesetzt werden: Der Bau einer Schule und einer Kirche und der Erwerb der bewirtschafteten Landfläche. Dadurch erreichte die Kooperative ihre Unabhängigkeit und gleichzeitig eine Perspektive, das Leben in ihrer Heimat weiter zu gestalten.
Doch trotz dieser Erfolge und trotz der hohen specialty-coffee-Qualität finden noch immer mehr als 25% der Kaffeeernte keinen internationalen Markt und müssen zu einem drittel bis viertel des Preises auf dem lokalen Markt vertrieben werden. Geld, das den Familien fehlt, um weiter in Infrastruktur, medizinische Versorgung und Bildung zu investieren.
Beispielsweise soll ein Lager gebaut werden, das es den Familien ermöglicht, die Kinder auch während der Hochphase der Ernte zur Schule zu bringen, die aktuell in dieser Phase als Zwischenlager genutzt werden muss.
 
Von der gesamten, jährlichen Kaffeernte (ca 35 t Rohkaffee) nimmt progua ungefähr 25% ab. Und diese 25% stehen dieses Jahr aufgrund der hohen Logistikpreise vor dem Aus.
Die lückenlose Zusammenarbeit, aus der die wertvolle Projektarbeit des Vereins entstanden ist, droht zu zerbrechen.
 
Diese Erfahrung hat uns vor Augen geführt: Wir haben die Chance und die Verantwortung, hier mit unserem Kaffeegeschäft einen wertvollen Impact zu erzielen und werden uns dieses Problems annehmen. Wir möchten gemeinsam mit der Kooperative wachsen und ihrem Kaffee einen größeren Markt eröffnen. Wie genau, darüber werden wir schon bald auf allen Kanälen berichten.
 
 
 
 
kooperative ADENISA,
san pedro la laguna
am lago atitlàn
 
Weiter ging es zu unserer Partnerkooperative ADENISA am Lago Atitlàn, in einer relativ touristischen Region Guatemalas gelegen. Der hier produzierte Rohkaffee ist von herausragender Qualität und findet seit über drei Jahren bei uns sowohl in unserem House Blend,
dem elefanten, als auch im hellen single-origin-Espresso, dem tukan, seinen Platz.
 
Der Kaffee wird traditionell gewaschen aufbereitet. Nach dem Entfernen des Fruchtfleisches (Entpulpen) wird er im Wasserbecken über 1- 1 ½ Tagen gewaschen. Das Wasser hierfür beziehen sie aus dem nur 100 Meter entfernten Atitlàn See, während sie das nach dem Waschen mit Fruchtfleisch angereicherte Abwasser zusammen mit dem entpulpten Fruchtfleisch zurück auf die Kaffeefelder geben, als biologischer Dünger. Der Kreislauf der hier produzierten Kaffees ist sehr schlüssig und unterstützt die Nachhaltigkeit der darüber hinaus präzisen Arbeitsschritte, die diesem Kaffee eine hohe Qualität verleihen.
 
Anders als die Kooperative ADIBA liegt ADENISA nicht so isoliert, sondern sehr stadtnah. Die Tourismusnähe führt hier dazu, dass die Kooperative große Schwierigkeiten hat, nachfolgenden Generationen den Kaffeeanbau attraktiv zu gestalten. Die Arbeit in Hotels oder anderen Gewerben ist weithin lukrativer bezahlt. Der Altersdurchschnitt der Farmer:innen der Kooperative liegt daher bei über 60 Jahren.
Außerdem hat Guatemala seit einigen Jahren mit großen Emigrationsbewegungen zu kämpfen. Vor allem junge Leute zieht es in die USA oder Mexiko, wo Löhne und Perspektive rosiger sind. Dies führt nicht selten dazu, dass erhebliche Erntevolumina ausfallen oder statt Pflanzen manuell und organisch zu pflegen auf synthetische Düngemittel zurückgegriffen wird.
Sich dieser Problematik annehmend, arbeiten wir mit Manos Campesinas und der Kooperative zusammen, das Potenzial der Region zu nutzen, den Kaffeeanbau mit Tourismus zu verknüpfen und damit für nachfolgende Generationen lukrativ zu gestalten: Die Kooperative strebt den Aufbau eines Cafés für hochwertigen Kaffeeausschank und touristische Kaffee-Exkursionen von der Pflanze bis zum Getränk an. Ein Potenzial, das auch die Kinder der Produzent:innen für sich entdecken. Eine erste, breite Schulung haben wir dem engagierten Nachwuchs bereits geben können. Weitere und ein Investment in besseres Equipment werden folgen.
 
All die Erfahrungen, die wir in Guatemala machen durften, haben unsere Sicht auf Kaffee und die Menschen, die mit diesem Produkt leben, wieder einmal nachjustiert und für neue Themen geschärft. Wir stecken noch immer in der Verarbeitung all dieser Eindrücke. Es freut uns, dass wir unsere Partnerschaft mit den Kooperativen und Manos Campesinas intensivieren konnten und wir gemeinsame Projekte auf den Weg bringen.
Unsere Vision lebt, vom Kaffee, der Veränderung schafft. impact durch genuss.
zwookaffee zurück
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