Der unverwechselbare Geschmack Kenias: Ein Überblick

Der unverwechselbare Geschmack Kenias: Ein Überblick

October 08, 2024Tilman Böing

Unser Chamäleon wechselt mal wieder seine Farbe und diesmal wird es knallig rosa.

Nachdem wir die letzten Monate von einem Natural aus Ruanda verwöhnt wurden, der uns von Erdbeer-Yogurette hat träumen lassen, bleiben wir mit unserem wandelbaren Kaffee in Ostafrika, wandern nun jedoch leicht nord-östlich weiter in eine der Herzensregion des kenianischen Kaffeeanbaus.

 

Was macht Kenia als Kaffeeursprung aus?

Kenianische Kaffees schmecken unverwechselbar und stellen für viele Kaffeeliebhaber absolute Highlights dar. Die fruchtbaren Vulkanböden und ein ideales Klima in Hanglagen zwischen 1.500 und 2.100 Höhenmetern ermöglichen den Anbau von einzigartigen Arabica-Kaffees.

Kenias Lage am Äquator und die hohen Anbaugebiete entlang des Großen Afrikanischen Grabenbruchs schaffen ideale Bedingungen für den Anbau außergewöhnlicher Kaffees. Die Kombination aus intensiver Sonneneinstrahlung, kühlen Nächten und vulkanischen Böden führt zu einer langsamen Reifung der Kaffeekirschen. Durch diese Bedingungen bilden die Kaffeekirschen komplexere Zucker und deutlich dichtere Bohnen, die für die charakteristischen Säuren und die tiefen, fruchtigen Noten kenianischen Kaffees verantwortlich sind.

Die Besonderheit an Kenias Böden ist der Phosphorgehalt, welcher einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack in deiner Tasse hat. Phosphor ist eines von vielen Mineralien in dem vulkanischen Böden Kenias und trägt zur Bildung der hellen, spritzigen Säuren bei, die für kenianische Kaffees charakteristisch sind. Insbesondere die Phosphorsäure - eine der organischen Säuren - verleiht der Tasse eine spritzige, zitrusartige Säure, die ihr einen lebendigen und sauberen Geschmack verleiht. Diese Säure ist ein wesentlicher Bestandteil des unverwechselbaren Geschmacksprofils des kenianischen Kaffees.

Die Kombination dieser geografischen Merkmale sowie die für Kenia typischen Arabica-Varietäten und Aufbereitungsprozesse verleihen kenianischem Kaffee also seinen lebhaften Geschmack.

 

Wie schmeckt kenianischer Kaffee?

Kenianischer Kaffee zeichnet sich durch sein auffälliges Geschmacksprofil aus. Typischerweise schmecken wir ausgeprägte Säuren, die an Zitrusfrüchte oder Rhabarber erinnern, kombiniert mit dunklen Beerennoten wie Brombeeren oder Cassis und abgerundet durch eine florale Süße. Dieser harmonische Geschmack ist durch die doppelt gewaschene Aufbereitung extrem clean und gut strukturiert. So begeister Kenia Coffee-Nerds und holt auch Teetrinker ab, die dem typischen, schokoladig-nussigem Kaffeegeschmack abgeneigt sind. Wer einmal kenianischen Kaffee probiert hat, erkennt ihn immer wieder.

 

Was macht den kenianischen Kaffee so besonders?

Neben den geographischen Bedingungen wirken sich auch die Varietäten und die Aufbereitung auf diesen unverwechselbaren Geschmack aus. In Kenia werden vor allem die Varietäten SL28, SL34, Ruiru 11 und Batian angebaut welche in ihrer Kombination recht charakteristisch für den kenianischen Kaffeeanbau sind. Zusätzlich werden Kaffees in Kenia meistens doppelt gewaschen aufbereitet. Der kenianische Kaffeegeschmack ist also ein multifaktorielles Ergebnis all dieser Besonderheiten.

 

Die typische (doppelt)gewaschene Aufbereitung

Die für Kenia typische doppelt gewaschene Aufbereitung, oft auch Double-Washed oder Fully-Washed genannt, verleiht dem Kaffee seine charakteristische Klarheit und Tiefe.
Sie unterscheidet sich durch eine zusätzliche Einweichphase von der gewaschenen Aufbereitung in beispielsweise Äthiopien, Kolumbien oder Guatemala.

Zunächst werden die Kaffeekirschkerne am Tag der Ernte vom Fruchtfleisch getrennt und für 24–48 Stunden in offenen Tanks fermentiert. Anschließend werden sie gründlich in Wasserkanälen gewaschen, um die letzten Fruchtfleischreste zu entfernen. Hier beginnt die Besonderheit dieser Methode: Der Kaffee wird nun für 12–72 Stunden in Wasser eingeweicht, was die Aromen intensiviert und die lebhafte Säure betont. Diese verlängerte Einweichzeit unterscheidet kenianischen Kaffee von anderen, da wir dank ihr eine außergewöhnliche Klarheit im Geschmack wahrnehmen und eine intensivere Fruchtigkeit schmecken. Schließlich wird der Kaffee auf erhöhten Trockenbetten verteilt und unter der Sonne getrocknet. Durch eine gleichmäßige Trocknung der Bohnen wird die Entwicklung der Aromen weiter unterstützt.

 

Varietäten des kenianischen Kaffees

Die durch die doppelt-gewaschene Aufbereitung klar strukturierten Geschmacksnoten sind wiederum abhängig von den Varietäten der verarbeiteten Kaffeekirschen. Varietäten des Kaffees sind mit den Rebsorten des Weins vergleichbar. Wenn man Arabica als Weißwein des Kaffees bezeichnen möchte, dann haben auch die Varietäten unterschiedliche Eigenschaften und Anforderungen im selben Klima – vergleichbar zu unterschiedlich schmeckendem Chardonnay und Riesling aus der Pfalz.

In Kenia werden hauptsächlich die Arabica-Varietäten SL28, SL34, Ruiru 11 und Batian angebaut, jede mit ihren einzigartigen Eigenschaften:



SL (28 & 34): SLs sind bekannt für ihre Trockenresistenz. Sie bevorzugen höhere Lagen und liefert Kaffees mit einer lebhaften Säuren sowie fruchtig-kräftigen Aromen. Diese erinnern oft an Zitrusnoten und dunkle Beeren.
Batian: Hier handelt es sich um eine neuere Varietät, die ebenfalls widerstandsfähig gegen Krankheiten ist. Batian kombiniert hohe Erträge mit einer exzellenten Tassenqualität, die fruchtige und florale Aromen bietet.
Ruiru 11: In die Kreuzung dieser Arabica-Varietät war unter anderem auch die Varietät Timor involviert, welche ein Hybrid aus Arabica und Canephora (Robusta) ist. Durch diese Abstammung ist Ruiru 11 resistenter gegenüber Kaffeerost und den Kaffeebeerenbohrer. Kaffees dieser Varietät zeichnen sich durch ausgewogene Aromen, eine milde Säure und Noten von Schokolade und Melasse aus.

In den meisten kenianischen Kaffees finden sich Mischungen dieser Varietäten wieder, also ein richtig feiner Cuvée.

 

Das kenianische Kaffeebewertungssystem

Anders als bei vielen anderen Spezialitätenkaffees, wird kenianischer Kaffee nicht primär in Rohkaffeepunkten (>80 für Spezialitätenkaffee), sondern in Buchstaben bewertet. Das kenianische Kaffeebewertungssystem ist weltweit bekannt für seine Präzision und Strenge, was die Qualität des Kaffees erheblich steigert. Die Bohnen werden hauptsächlich nach Größe und Dichte klassifiziert, wobei die Kategorien "AA", "AB", und "PB" am häufigsten vorkommen. Eine „AA“-Bewertung, wie die unseres neuen Chamäleons ist die höchste Qualitätsstufe, die die größten und dichtesten Bohnen umfasst. Die „AA“-Bohnen bieten in der Regel die beste Klarheit und Komplexität im Geschmack und erzielen die höchsten Preise auf dem Markt.


Mit abnehmenden Bewertungen (AA, AB, B, C, T, TT) nehmen Größe oder Dichte der Bohnen und somit auch die Qualität und der Preis des Kaffees ab.


Die Region Kirinyaga

Kirinyaga ist der Massai-Name des Mount Kenya - Afrikas zweithöchstem Berg mit einer Gipfelhöhe von 5200m. Die Kirinyaga-Region, aus der unser neues Chamäleon kommt, erstreckt sich ab einer Höhe von 1160m über die südlichen Ausläufer des erloschenen Vulkans. Diese Region ist für einige der besten Kaffees des Landes bekannt. Die Kombination aus Höhenlage, fruchtbaren vulkanischen Böden und ausreichend Regen bietet optimale Bedingungen für die üppige Regenwälder, die den Mt. Kenya umgeben und ermöglicht den Anbau fabelhafter Arabica-Kaffees auf den unteren Hängen. Der Kaffee aus Kirinyaga und auch unser Kaffee von der New Ngariama Farmers Cooperative Society, zeichnet sich durch seine Klarheit, lebendige Säure und intensiven Fruchtaromen aus.



Der Kiamugumo-Kaffee aus Kirinyaga

Unser Kaffee aus Kirinyaga kommt von der Kiamugumo Factory im Nord-Osten Kirinyagas, welche von der New Ngariama Farmers Cooperative betrieben wird. In Kenia werden die Aufbereitungsanlagen / Washing Stations oft als Factory bezeichnet. In der Kiamugumo Factory tragen rund 1150 Kleinstproduzent:innen ihre Kaffeekirschen zur Sortierung und Aufbereitung zusammen. Diese Smallholder besitzen im Durchschnitt 1/8-1/4-Hektar Land auf welchem Batian, SL28, SL34 und Ruiru 11 in Höhen von ca. 1550m überm Meeresspiegel anbauen. Die Kirschen werden in der Factory zunächst sortiert, mit Wasser aus dem Kii River gesäubert und anschließend typisch doppelt gewaschen aufbereitet. Das verschmutzte Wasser wird an der Kiamugumo Factory zudem in Senkgruben gefiltert und im Boden versickert, ohne die örtlichen Trinkwasserquellen zu verschmutzen.

Im Ergebnis all dieser Einflüsse schmecken wir aus unserem neuen kenianischen Chamäleon von der Kiamugumo Factory Noten von Cassis, Rhabarber und braunem Zucker, begleitet von einem leichten, teeähnlichen Körper.

Wir sind sehr glücklich nach langer, langer Suche endlich wieder einen so hochwertigen, gewaschenen Kaffee aus Kenia als Chamäleon verkleiden zu dürfen, der sich diesmal als reine Filterkaffeeröstung in unser Sortiment einreiht.

Kommt also gerne in den Läden vorbei und probiert euren neuen Lieblingskaffee lasst euch unser neues Chamäleon nach Hause liefern!

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